Der Gebäudekomplex dieses Hauses entstand in mehreren Bauabschnitten. Das Vorderhaus wurde um 1900 als Wohn- und Geschäftshaus gebaut. 1910 wurde das Hinterhaus als Lagergebäude angebaut. Der Anbau am Hinterhaus entstand in den dreißiger Jahren als Trockenlager für Rohhölzer.
Bereits um die Jahrhundertwende betrieb Franz Lindner (geboren am 12.12.1871, gestorben am 04.10.1935) eine Bau- und Möbeltischlerei, in unserer Heimat als Schreinerei bezeichnet. Die Produktionspalette umfasste sowohl Türen, Tore und Fenster, wie auch Tische, Stühle, Schränke, Betten etc., ebenso Särge aller Art.
Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Wilhelm Lindner (geboren am 15.09.1897, gestorben am 30.03.1982) das elterliche Geschäft und führte es durch Höhen und Tiefen, durch die Zeit des 2. Weltkrieges und der Existenz der DDR. 1972 gab er das Geschäft im Alter von 74 Jahren auf. Als privater Geschäftsmann erhielt er kaum noch Material zur Fortführung seiner Tischlerei – eine kleine Reparaturschreinerei wurde zwar gebraucht, war aber von staatlicher Seite her nicht gewünscht.
Nach der Geschäftsaufgabe führten er und sein Schwiegersohn Hans Wild (geboren 21.03.1937) Kleinreparaturen in Nachbarschaftshilfe durch. Nach der gesellschaftlichen Wende 1989/1990 wurde der Einsatz der alten Maschinen aufgrund des sehr hohen Energiebedarfs immer unwirtschaftlicher.
Im Januar 1996 wurden die alten Maschinen abgebaut. Sie waren bis zu diesem Zeitpunkt voll funktionstüchtig. Teilweise wurden die Maschinen durch Bastler übernommen und sind auch heute noch einsatzbereit. Im Oktober 1996 konnte in den Räumen der ehemaligen Tischlerei eine Ferienwohnung ihrer Bestimmung übergeben werden. Diese wurde 2009 grundlegend renoviert und steht ihren Gästen zur Verfügung.